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"Patientinnen mit Nodal-negativem Mammakarzinom, bei denen ITIH5 noch im Gewebe nachgewiesen werden kann, haben nach unseren Analysen ein geringes Rückfall-Risiko und daher eine sehr gute Prognose."(Foto: Stock photo) |
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Wann ist eine Chemotherapie überflüssig?
Bei 50 bis 60 Prozent der
Brustkrebspatientinnen sind die Lymphknoten der Achselhöhlen zum
Zeitpunkt der Diagnose noch nicht befallen. Metastasen in anderen
Organen können dann nahezu ausgeschlossen werden. Mediziner sprechen in
diesem Fall von einem Nodal-negativen Brusttumor, der eine deutlich
bessere Prognose für die Patientin bedeutet, als ein Nodal-positiver
Brusttumor, bei dem die Lymphknoten bereits von Tumorzellen befallen
sind. Wenn man diese Unterscheidung im Vorhinein klären kann, erspart
man vielen Patientinnen eine Chemotherapie. Einer Gruppe von
Wissenschaftlern hat jetzt einen Marker gefunden, der eine genau
Bestimmung ermöglichen soll.
"Leider bekommen immer noch rund 80 Prozent aller
Brustkrebspatientinnen mit einem Nodal-negativen Brusttumor eine
Chemotherapie, obwohl dies nur bei etwa 30 Prozent der Patientinnen
dieser Gruppe notwendig wäre", erklärt Prof. Dr. Edgar Dahl vom
Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Aachen. "Das Problem
ist, dass wir bisher nicht wissen, welche Patientinnen zu den 30
Prozent gehören, die ein hohes Rückfall-Risiko haben, daher wird den
meisten Frauen zur Sicherheit die Chemotherapie empfohlen."
Dieses Problem der Übertherapierung soll in Zukunft durch die
molekularpathologische Analyse des Tumorgewebes gelöst werden. Dahl:
"Im genetischen Profil des Tumors steckt genügend Information über
dessen Aggressivität und damit über das Rückfall-Risiko der
individuellen Patientin. Wir müssen diese Information nur richtig lesen
lernen, um sie zu nützen."
Dahl und seine Arbeitsgruppe hat anhand der Untersuchung von etwa 300
Brusttumoren mehrere Gene gefunden, deren Aktivität im Tumor verloren
geht und die vermutlich sogenannte Tumorsuppressorgene darstellen.
Deren natürliche Funktion ist es ist, Tumorwachstum zu unterdrücken.
Eines mit dem Namen ITIH5 könnte für die Vorhersage der Heilungschancen
von Patientinnen mit Nodal-negativen Brusttumoren entscheidend sein.
"Patientinnen mit Nodal-negativem Mammakarzinom, bei denen ITIH5 noch
im Gewebe nachgewiesen werden kann, haben nach unseren Analysen ein
geringes Rückfall-Risiko und daher eine sehr gute Prognose", weiß Dahl.
Derartige Tumormarker werden in der modernen Behandlung von
Krebspatienten immer wichtiger; allerdings steht deren systematische
Entdeckung, Bestätigung und Anwendung in der Klinik immer noch in den
Anfängen. Dahl: "Je besser die Wissenschaftler die Signalwege in der
Krebszelle verstehen, um so individueller kann in Zukunft die Therapie
auf den einzelnen Patienten abgestimmt werden."
Bis das erreicht ist, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen. Denn
rund 30.000 Gene, die in vielfältiger Weise interagieren, müssen dazu
untersucht werden.
Weiterhin maßgeblich für die Prognose einer Brustkrebserkrankung ist
die frühzeitige Erkennung des Tumors. Das Team um Dahl forscht an einer
neuen Methode der Früherkennung von Brustkrebs mittels
Blutuntersuchung. "Dies ist technisch möglich, weil Tumore kleinste
Mengen an DNS ins Blut abgeben und wir somit die genetischen
Veränderungen im Tumor mit hochsensitiven Methoden zum Teil auch im
Blut nachweisen können."
Die Forschergruppe hat sich auf den Nachweis von Veränderungen in der
so genannten DNS-Methylierung spezialisiert. Die Methylierung ist eine
natürlich vorkommende chemische Veränderung an der DNS, die zum
Abschalten von Tumorsuppressorgenen führen kann.
WANC 26.01.10, Quelle: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
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