Dienstag, 19. März 2024

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Baum: "...das blutbildende System gegen die starken Nebenwirkungen der Chemotherapie schützen..."


 

Nebenwirkungen der Chemotherapie minimieren

Bei der Chemotherapie werden Zellgifte eingesetzt, die vor allem auf sich rasch teilende Zellen wirken. Aber auch gesundes Gewebe, das sich relativ oft erneuert, wird in Mitleidenschaft gezogen. Ein neues Verfahren soll davor schützen.

Die Heilungschancen vieler Krebsarten konnten in den vergangenen Jahren durch die Chemotherapie deutlich verbessert werden. Allerdings verhindern starke Nebenwirkungen oftmals die Gabe von therapeutisch notwendigen Mengen. Besonders das blutbildende System wird durch eine hochdosierte Chemotherapie in Mitleidenschaft gezogen. Professor Dr. Christopher Baum, Medizinische Hochschule Hannover, hat jetzt zusammen mit Wissenschaftlern vom Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf ein Verfahren zum Schutz der Blutzellen optimiert.

Die Chemotherapie ist eine der wichtigsten Säulen der Krebsbekämpfung. Die Medikamente sollen das Wachstum der Tumorzellen stoppen, die Geschwulst verkleinern oder sogar ganz zerstören. In manchen Fällen müssen die Chemotherapeutika sehr hoch dosiert werden. Die Gefahr dabei: Auch gesunde Körperzellen, wie die Blutstammzellen, werden angegriffen. Aus diesen blutbildenden Zellen des Knochmarks gehen alle Blutzellen des Körpers hervor. Werden sie zerstört, können lebensbedrohliche Organschäden oder sogar Blutkrebs die Folge sein. "Wir haben ein Verfahren entwickelt, mit der sich das blutbildende System gegen die starken Nebenwirkungen der Chemotherapie schützen kann", erklärt der Projektleiter Professor Baum.

Wie das funktioniert, erläutert der Wissenschaftler: "In unserem Projekt wird in die Blutstammzellen ein Gen eingeschleust, das die blutbildenden Zellen widerstandsfähiger macht: Sie werden resistent gegen die Chemotherapeutika und können durch die Zellgifte nicht mehr zerstört werden." Um Blutstammzellen einzufügen, nutzt das Forscherteam so genannte „Gen-Fähren“, auch Vektoren genannt. Diese sind in der Lage die fremde Erbinformation aufzunehmen und in die Zielzellen, hier die Blutstammzellen, einzuschleusen. „Für den Gentransfer müssen die Zellen dem Körper entnommen werden und mit dem Vektor in Kontakt kommen“, erklärt Professor Baum das Verfahren. In dem Gen-Vektor wird dazu dessen eigene Erbsubstanz entfernt und durch das Resistenz-Gen ersetzt. „Wenn wir nun im Labor die Stammzellen mit dem Gen-Vehikel kombinieren, fügt sich das Resistenz-Gen des Vektors in das Erbgut der Stammzellen ein.“ Der Clou dabei: Nach dem Rücktransfer in den Körper produziert das Gen ein Protein, das in den Blutstammzellen wie eine „Entgiftungspumpe“ funktioniert. Es filtert die Chemotherapeutika aus den Zellen heraus.

Doch der Mediziner gibt zu bedenken: „Auch die gentherapeutische Behandlung der Blutstammzellen birgt, wie jeder Eingriff in den menschlichen Körper, die Gefahr von Nebenwirkungen.“ Das vorrangige Ziel sei es daher, die Nebenwirkungen, die durch die genetische Veränderung der Blutstammzellen entstehen, zu minimieren.

WANC 07.03/Deutsche Krebshilfe


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