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Bei der Einnahme von Betablockern ergab sich eine 71% bessere Überlebenschancen bei Brustkrebspatientinnen (Foto: PhotoAlto) |
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Betablocker reduzieren Bildung von Metastasen
Betablocker sollen eigentlich hohen
Blutdruck nach unten regeln. Doch nun belegen Studien, dass diese
Medikamente möglicherweise noch ganz andere Fähigkeiten haben. So ergab
sich bei Einnahme des Medikamentes eine 71% bessere Überlebenschancen
bei Brustkrebspatientinnen. Vor allem aber: Damit gäbe es zum ersten
Mal einen Wirkstoff der gezielt gegen Metastasen bei Brustkrebs also
die Ausbreitung des Tumors eingesetzt werden könnte. Ob das auch bei
anderen Krebsarten funktioniert, muss erst noch erforscht werden.
Die Behandlung von Brustkrebspatientinnen mit Betablockern kann
anscheinend die Metastasierung reduzieren. Teams um Dr. Desmond Powe
(Universität Nottingham) und Professor Frank Entschladen (Universität
Witten/Herdecke) haben in einer klinischen Studie herausgefunden, dass
Patientinnen, die mit Beta-Blockern behandelt wurden, eine bedeutsame
Reduktion der Metastasenbildung und bessere Überlebensrate zeigten.
Die Forscher haben die Krankheitsdaten von Brustkrebspatientinnen
analysiert und in drei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe, die aufgrund
von Bluthochdruck bereits mit Beta-Blockern behandelt wurde, eine
weitere Gruppe, deren Bluthochdruck durch andere Medikamente behandelt
wurde, und eine letzte Gruppe, die keinen Bluthochdruck hatte und
demzufolge auch keine Medikamente dagegen bekam.
Von 466 Patientinnen nahmen 43 Beta-Blocker. In dieser Gruppe bildeten
sich deutlich weniger Metastasen und der Krebs trat nicht so häufig
wieder auf. Insgesamt hatten diese Patientinnen gegenüber den anderen
Gruppen eine um 71 Prozent höhere Chance, keine Metastasen zu bilden
und die Überlebenszeit zu erhöhen. So deutliche Aussagen kommen nur
bei wenigen Studien zu Stande", bekundet Entschladen, deshalb sind wir
sehr neugierig, ob wir dieses Ergebnis in einer zukünftigen, größeren
Studie und auch bei anderen Krebsarten bestätigen können."
Frühere Laboruntersuchungen haben bereits gezeigt, dass Betablocker
gegen verschiedene Krebsarten helfen. Bekannt ist auch der
Wirkungsmechanismus: Krebszellen können besonders dann gut und schnell
wachsen, streuen und Metastasen bilden, wenn viele Stresshormone im
Körper unterwegs sind. Die Betablocker verhindern nun, dass die
Stresshormone an den Krebszellen andocken können. Daher kommt es auch
zu weniger Wanderungen und Streuungen", beschreibt Entschladen die
Vorgänge im Körper.
Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass ihre Effekte auf den
Betablockern beruhen und nicht auf dem Bluthochdruck per se. Wenn das
der Fall wäre", sagt Powe, würden Patientinnen, die andere Medikamente
gegen den Bluthochdruck bekamen, einen ähnlichen Effekt zeigen. Das war
aber nicht der Fall. Es ist vernünftig anzunehmen, dass auch Frauen
ohne Bluthochdruck auf die Behandlung mit Betablockern ansprechen,
obwohl Dosis und Nebenwirkungen in klinischen Studien untersucht werden
müssten. Wir müssen auch schauen, ob Betablocker als zusätzliche
Therapie in vorhandene Therapien für Brustkrebs eingebunden werden
können. Wir haben aber gezeigt, dass mit den Betablockern ein
gut-etabliertes, sicheres, und kostengünstiges Medikament vorhanden
ist, um einen weiteren Schritt in Richtung gezielter Therapie bei
Brustkrebs zu gehen." Dies wäre eines der ersten Medikamente, das in
der Krebstherapie gezielt gegen die Metastasenbildung eingesetzt werden
könnte.
Für die Betablocker ist das eine feine Entwicklung. Denn seit einiger
Zeit ist heftig umstritten, ob Betablocker für den eigentlichen Sinn
ihrer Existenz nämlich die Blutdrucksenkung überhaupt oder nur
weniger als gedacht geeignet sind. In neueren Studien waren die Erfolge
bei der Anwendung jedenfalls geringer, als bisherige Untersuchungen zu
belegen versuchten. Außerdem hatten sie keinen Effekt auf die
Häufigkeit von Schlaganfall und die gesamte Todesrate und verringerten
nur die Häufigkeit von Herzinfarkten tendenziell. Außerdem zeigen
andere große Studien der letzten Jahre, dass Betablocker bei Patienten
mit Bluthochdruck die Wahrscheinlichkeit um etwa 25 % erhöhen, Diabetes
zu entwickeln. Allerdings gibt es bisher keinerlei Hinweise auf
negative Langzeitwirkungen von Betablockern und der günstige Effekt von
Betablockern nach Herzinfarkt, bei chronischer Herzschwäche,
Vorhofflimmern und anderen Herzrhythmusstörungen, Altersdiabetes und
Schilddrüsenüberfunktion ist nach Meinung von der Deutschen
Herzstiftung eindeutig nachgewiesen.
WANC 01.04.10, Quelle: Brustkrebskonferenz (EBCC7), Barcelona; Universität Witten/Herdecke, Deutsche Herzstiftung
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