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Metastasenbildung: Bilden Krebszellen das Protein TWIST, können die sich lösen und im Körper neue Kolonien bilden

 

Metastasen: Aktivierung des TWIST-Gens

Warum bilden manche Krebsgeschwüre Metastasen, andere wiederum nicht. Eine grundlegende Frage der Krebsforschung, die Wissenschaftler seit langem beschäftigt. Jetzt berichten Robert Weinberg und seine Kollegen vom Witehead-Institut für Biomedizinische Forschung in Cambridge von der Entdeckung eines entscheidenden Gens.

Direkt beteiligt an der Ausbreitung von Krebsgeschwüren scheint das Protein "Twist". Wird Twist von Krebszellen gebildet, können sich diese anscheinend aus dem ursprünglichen Tumor lösen und neue Kolonien im Körper bilden. Bisher war nicht bekannt, welche Faktoren für die Metastasierung verantwortlich sind. Nach Weinberg et al ist das Protein Twist an der Bildung von Metastasen beteiligt. Das Twist-Gen ist normalerweise nur während der frühen embryonalen Entwicklung aktiviert; dies ermöglicht es Zellen, die Twist produzieren, sich aus dem Verband zu lösen und an anderen Stellen neues Gewebe aufzubauen. Im späteren Entwicklungsstadium wird das Gen normalerweise für den Rest des Lebens stillgelegt.

Krebszellen können offenbar auf noch ungeklärte Weise das Gen reaktivieren und nach Bildung des Twist-Proteins auf Wanderschaft gehen.

Metastasierung ist nach Robert Weinberg ein mehrschrittiger Prozess, während dem sich Krebszellen vom Primärtumor ausgehend verbreiten und Zweit-Tumoren in anderen Organen bilden. "Während der Suche nach Schlüssel-Regulatorien für die Metastasierung im Maus-Brustkrebs-Modell", so Weinberg, "fanden wir heraus, dass der Transkriptionsfaktor TWIST, ein Master-Regulator embryonaler Entwicklung, eine entscheidende Rolle spielt. Die Unterdrückung der TWIST-Expression in hoch metastasierten Brustkrebszellen hemmt deren Fähigkeit, Lungenmetastasen zu bilden".

Die amerikanischen Wissenschaftler untersuchten, welche Gene in Metastasen-Zellen besonders aktiv sind. Sie entdeckten, dass das Twist-Gen in Metastasen angeschaltet ist, während es in Tumoren, die sich nicht ausbreiten, deaktiviert bleibt. Mäusen mit Brustkrebs, denen Zellen aus bereits gebildeten Metastasen entnommen und deren Twist-Gen deaktiviert wurde, zeigten nach anschließender Transplantation: Metastasenzellen ohne aktives Twist können sich nicht mehr im Körper ausbreiten.

Ein Vergleich mit Brustkrebspatienten zeigt deutliche Hinweise darauf, dass auch beim Menschen Twist an der Bildung neuer Krebsgeschwüre beteiligt sein könnte. Die Wissenschaftler erhoffen sich nun neue Ansätze für die Therapie, um damit im Endeffekt die Ausbreitung von Krebszellen im Körper zu verhindern. Weitere Forschungsergebnisse bleiben abzuwarten.

WANC 07/06
Quelle: Deutche Krebshilfe, Cell, Vol 117, 927-939, 25 June 2004


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