Donnerstag, 25. April 2024

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Was die Zahl der korrekt erkannten Tumore anbelangt, soll die Magnetresonanz- Tomographie (MRT) sowohl Mammographie als auch Ultraschall deutlich übertreffen (Foto: Siemens)

 

Früherkennung: MRT besser als Mammographie

Eine Studie hat ergeben, dass die so genannte Magnetresonanz-Tomographie (MRT) sowohl Mammographie als auch Ultraschall deutlich übertrifft: was die Zahl korrekt erkannter Tumoren anbelangt. Die Studie stellt zudem die Kombination dieser diagnostischen Verfahren in Frage: Es scheint demnach auszureichen, Risiko-Patientinnen einmal jährlich mittels MRT zu untersuchen. Die Forscher konnten keinen bedeutenden Mehrwert einer zusätzlichen Mammographie- oder Ultraschall-Untersuchung nachweisen. Die Ergebnisse sind nicht unumstritten.

An der Studie hatten zwischen 2002 und Mitte 2007 insgesamt 687 Frauen teilgenommen, die ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko trugen. Sie wurden jährlich mittels MRT, Mammographie und Ultraschall untersucht. Bei 27 von ihnen fanden die Mediziner in diesem Zeitraum Brustkrebs oder Brustkrebs-Vorstufen ("DCIS", Ductales Carcinoma In Situ).

Die MRT hatte bei weitem die höchste Trefferquote: 25 der gefundenen Tumoren waren in der MRT sichtbar - das ist ein Anteil von 93 Prozent. Der Ultraschall kam nur auf 37 Prozent, die Mammographie gar lediglich auf 33 Prozent. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass bei Frauen mit erhöhtem Brustkrebs-Risiko eine wirkliche Früherkennung allein mit der MRT möglich ist.

Die bis heute geltenden Früherkennungs-Leitlinien sehen das anders. MRT darf ausschließlich zusätzlich zu Mammographie und Sonographie eingesetzt werden. Speziell die Mammographie galt bislang als unverzichtbar. Mit der EVA-Studie wurde dieses Konzept erstmals hinterfragt. Eine Brust-MRT ist demnach gleichsam notwendig und hinreichend für die Früherkennung. "Wird eine MRT durchgeführt, so ist eine Mammographie oder eine Sonographie unnötig", folgern die Wissenschaftler

Die Teilnehmerinnen der EVA-Studie trugen ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko, weil in ihren Familien Brustkrebsfälle aufgetreten waren. "Es handelte sich aber bei weitem nicht immer um eine sogenannte "Hochrisiko-Situation", also um Frauen, bei denen z.B. eine Genmutation (BRCA-Mutation) vorliegt oder sehr viele Familienmitglieder erkrankt sind", betont die Studienleiterin, Prof. Dr. Christiane Kuhl von der Radiologischen Universitätsklinik der Universität Bonn. "Vielmehr haben wir auch solche Frauen in die EVA-Studie aufgenommen, deren Risiko nur vergleichsweise leicht erhöht war." Die Wissenschaftler schließen daraus, daß zukünftig auch Frauen mit nur mäßig erhöhtem Risiko eine MRT zur Früherkennung angeboten werden sollte.

Eine Mammographie ist - im Gegensatz zur MRT - eine Röntgenuntersuchung, die mit einer Strahlenbelastung einhergeht. Im Normalfall ist die resultierende Strahlendosis auch bei regelmäßiger Mammographie unbedenklich. Kuhl, die schon seit Jahren für die MRT trommelt: "Der Normalfall ist aber, dass eine Frau erst ab dem 50. Lebensjahr - und dann auch nur alle zwei Jahre - eine Mammographie erhält."

Die strahlenbiologischen Folgen der aktuellen Leitlinie für Frauen in Hochrisiko-Situation seien unabsehbar. Problematisch sei dabei nicht nur die höhere Zahl von Mammographien und die damit einhergehende höhere Gesamtdosis ionisierender Strahlung, sondern speziell auch der frühere Beginn der mammographischen Früherkennung.

"Das Brustdrüsengewebe junger Frauen ist sehr viel strahlenempfindlicher - das gilt zudem vermutlich in besonderem Maße gerade für Frauen mit BRCA-Mutation", so Kuhl. Gerade bei jungen Frauen sei damit das Nutzen/Risiko-Verhältnis einer Mammographie immer schon fraglich gewesen. "Unseren aktuelle Ergebnisse zeigen aber: Wird eine MRT gemacht, so ist der Nutzen der Mammographie bei diesen Frauen gleich null. Damit kann - und sollte! - die Mammographie bei diesen jungen Frauen unterbleiben".

Auch der halbjährliche Ultraschall sei vermutlich unnötig - kein einziges Karzinom wurde durch die Sonographie zusätzlich entdeckt. "Zumindest verursacht die Sonographie keine Strahlenbelastung", stellt Kuhl fest, "allerdings führt sie zu vielen sogenannten falsch-positiven Diagnosen - also zu Fehlalarmen - und ist offenbar schlicht unnötig."

Die Meinung der Wissenschaftler ist umstritten. So betonte Dr. Wolfgang Aubke, Beiratsvorsitzender der Kooperationsgemeinschaft Mammographie: Für Frauen ohne erhöhtes Brustkrebsrisiko sei nur die Mammographie in einem qualitätsgesicherten Programm zum Screening geeignet.

"Frauen mit einer Risikobelastung müssen in speziellen Zentren individuell bereut werden. Doch das muss klar getrennt werden vom Mammographie-Screening-Programm, das sich an gesunde Frauen richtet", sagte Aubke. Es sei allgemein bekannt, dass MRT keinesfalls geeignet sei für die allgemeine Brustkrebsfrüherkennung.

Einer der großen Nachteile der MRT sei eine viel zu hohe Rate an auffälligen Befunden, die sich in der weiteren Abklärung als harmlos herausstellten. Damit erhöhe sich die Zahl der falsch-positiven Befunde mit der Gefahr einer Übertherapie.

"Deshalb gibt es weltweit kein Land, das MRT zur Früherkennung anbietet", stellte Aubke fest. Da die Studie ausschließlich mit Frauen durchgeführt wurde, die nachweislich familiär vorbelastet seien, hätten ihre Ergebnisse keinerlei Einfluss auf das Mammographie-Screening-Programm. "Die Mammographie ist nach wie vor die einzige für die Brustkrebskrebsfrüherkennung allgemein anerkannte Methode", unterstrich Aubke.

WANC 02.03.10, Quelle: Journal of Clinical Oncology (doi: 10.1200/JCO.2009.23.0839), Radiologische Klinik der Universität Bonn, Kooperationsgemeinschaft Mammographie


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