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Was die Zahl der korrekt erkannten Tumore anbelangt, soll die Magnetresonanz- Tomographie (MRT) sowohl Mammographie als auch Ultraschall deutlich übertreffen (Foto: Siemens) |
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Früherkennung: MRT besser als Mammographie
Eine Studie hat ergeben, dass die so genannte
Magnetresonanz-Tomographie (MRT) sowohl Mammographie als auch
Ultraschall deutlich übertrifft: was die Zahl korrekt erkannter Tumoren anbelangt. Die Studie stellt zudem die Kombination
dieser diagnostischen Verfahren in Frage: Es scheint demnach
auszureichen, Risiko-Patientinnen einmal jährlich mittels MRT zu
untersuchen. Die Forscher konnten keinen bedeutenden Mehrwert einer
zusätzlichen Mammographie- oder Ultraschall-Untersuchung nachweisen. Die Ergebnisse sind nicht unumstritten.
An der Studie hatten zwischen 2002 und Mitte 2007 insgesamt 687 Frauen
teilgenommen, die ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko trugen. Sie wurden
jährlich mittels MRT, Mammographie und Ultraschall untersucht. Bei 27
von ihnen fanden die Mediziner in diesem Zeitraum Brustkrebs oder
Brustkrebs-Vorstufen ("DCIS", Ductales Carcinoma In Situ).
Die MRT hatte bei weitem die höchste Trefferquote: 25 der gefundenen
Tumoren waren in der MRT sichtbar - das ist ein Anteil von 93 Prozent.
Der Ultraschall kam nur auf 37 Prozent, die Mammographie gar lediglich
auf 33 Prozent. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass bei
Frauen mit erhöhtem Brustkrebs-Risiko eine wirkliche Früherkennung
allein mit der MRT möglich ist.
Die bis heute
geltenden Früherkennungs-Leitlinien sehen das anders. MRT darf ausschließlich
zusätzlich zu Mammographie und Sonographie eingesetzt werden. Speziell
die Mammographie galt bislang als unverzichtbar. Mit der EVA-Studie
wurde dieses Konzept erstmals hinterfragt. Eine Brust-MRT ist demnach
gleichsam notwendig und hinreichend für die Früherkennung. "Wird eine
MRT durchgeführt, so ist eine Mammographie oder eine Sonographie
unnötig", folgern die Wissenschaftler
Die Teilnehmerinnen der EVA-Studie trugen ein erhöhtes
Brustkrebs-Risiko, weil in ihren Familien Brustkrebsfälle aufgetreten
waren. "Es handelte sich aber bei weitem nicht immer um eine sogenannte
"Hochrisiko-Situation", also um Frauen, bei denen z.B. eine Genmutation
(BRCA-Mutation) vorliegt oder sehr viele Familienmitglieder erkrankt
sind", betont die Studienleiterin, Prof. Dr. Christiane Kuhl von der
Radiologischen Universitätsklinik der Universität Bonn. "Vielmehr haben
wir auch solche Frauen in die EVA-Studie aufgenommen, deren Risiko nur
vergleichsweise leicht erhöht war." Die Wissenschaftler schließen
daraus, daß zukünftig auch Frauen mit nur mäßig erhöhtem Risiko eine
MRT zur Früherkennung angeboten werden sollte.
Eine Mammographie ist - im Gegensatz
zur MRT - eine Röntgenuntersuchung, die mit einer Strahlenbelastung
einhergeht. Im Normalfall ist die resultierende Strahlendosis auch bei
regelmäßiger Mammographie unbedenklich. Kuhl, die schon seit Jahren für die MRT trommelt: "Der Normalfall ist aber, dass
eine Frau erst ab dem 50. Lebensjahr - und dann auch nur alle zwei
Jahre - eine Mammographie erhält."
Die strahlenbiologischen Folgen der
aktuellen Leitlinie für Frauen in Hochrisiko-Situation seien
unabsehbar. Problematisch sei dabei nicht nur die höhere Zahl von
Mammographien und die damit einhergehende höhere Gesamtdosis
ionisierender Strahlung, sondern speziell auch der frühere Beginn der
mammographischen Früherkennung.
"Das Brustdrüsengewebe junger
Frauen ist sehr viel strahlenempfindlicher - das gilt zudem vermutlich
in besonderem Maße gerade für Frauen mit BRCA-Mutation", so Kuhl.
Gerade bei jungen Frauen sei damit das Nutzen/Risiko-Verhältnis einer
Mammographie immer schon fraglich gewesen. "Unseren aktuelle Ergebnisse zeigen
aber: Wird eine MRT gemacht, so ist der Nutzen der Mammographie bei
diesen Frauen gleich null. Damit kann - und sollte! - die Mammographie
bei diesen jungen Frauen unterbleiben".
Auch der halbjährliche Ultraschall sei vermutlich unnötig - kein
einziges Karzinom wurde durch die Sonographie zusätzlich entdeckt.
"Zumindest verursacht die Sonographie keine Strahlenbelastung", stellt
Kuhl fest, "allerdings führt sie zu vielen sogenannten falsch-positiven
Diagnosen - also zu Fehlalarmen - und ist offenbar schlicht unnötig."
Die Meinung der Wissenschaftler ist umstritten. So betonte
Dr. Wolfgang Aubke, Beiratsvorsitzender der Kooperationsgemeinschaft
Mammographie: Für Frauen ohne erhöhtes Brustkrebsrisiko sei nur die Mammographie in
einem qualitätsgesicherten Programm zum Screening geeignet.
"Frauen mit einer Risikobelastung müssen in speziellen Zentren
individuell bereut werden. Doch das muss klar getrennt werden vom
Mammographie-Screening-Programm, das sich an gesunde Frauen richtet",
sagte Aubke. Es sei allgemein bekannt, dass MRT keinesfalls geeignet
sei für die allgemeine Brustkrebsfrüherkennung.
Einer der großen
Nachteile der MRT sei eine viel zu hohe Rate an auffälligen Befunden,
die sich in der weiteren Abklärung als harmlos herausstellten. Damit
erhöhe sich die Zahl der falsch-positiven Befunde mit der Gefahr einer
Übertherapie.
"Deshalb gibt es weltweit kein Land, das MRT zur
Früherkennung anbietet", stellte Aubke fest. Da die Studie
ausschließlich mit Frauen durchgeführt wurde, die nachweislich familiär
vorbelastet seien, hätten ihre Ergebnisse keinerlei Einfluss auf das
Mammographie-Screening-Programm. "Die Mammographie ist nach wie vor die
einzige für die Brustkrebskrebsfrüherkennung allgemein anerkannte
Methode", unterstrich Aubke.
WANC 02.03.10, Quelle:
Journal of Clinical Oncology (doi:
10.1200/JCO.2009.23.0839), Radiologische Klinik der Universität Bonn, Kooperationsgemeinschaft Mammographie
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