Patientenrechte in Deutschland werden nach Ansicht von Krebsärzten noch nicht überall anerkannt.
Zwischen Recht und Praxis klaffe eine erhebliche Lücke, sagte in Berlin Klaus-Peter Hellriegel, Leiter des Tumorzentrums Moabit. Klaus Höffken, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, forderte «Ombudsmänner» für Kranke wie Gesunde, «die mit eigenen Rechten im Kampf gegen den Krebs eingebunden werden». Vom 7. bis 13. Oktober findet die Europäische Woche gegen den Krebs statt.
"Patienten erfahren die Diagnose bisweilen noch unter entwürdigenden Umständen zwischen Tür und Angel", sagte Hilde Schulte vom Bundesverband der Frauenselbsthilfe nach Krebs. Noch zu oft würden wichtige Untersuchungen und Gespräche im Beisein von anderen Patienten im Krankenzimmer stattfinden. Die Patientenpflicht, sich aktiv an der Behandlung zu beteiligen, sei nur schwer zu erfüllen. Wenige Patienten wüssten zudem, dass sie einen Anspruch auf Akten und Unterlagen haben.
Wolfgang Hiddemann vom Klinikum München-Großhadern wies auf die Wandlung des Arzt-Patienten-Verhältnisses hin. Entschied früher der Arzt allein über medizinische Maßnahmen, sei heute die Anerkennung der individuellen Entscheidungsfreiheit des Patienten in den Mittelpunkt gerückt. Ferner hätten Behandlungserfolge die Erwartungen an die Medizin erhöht. "Diese Erwartungen sind in vielen Fällen überzogen", warnte der Münchner Mediziner.
Hiddemann betonte, dass Patienten nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten hätten. Sie müssten die von ihnen mitgetroffenen Entscheidungen tragen. "Das heißt, dass sie auch die Last der Therapieentscheidung und der Therapiedurchführung mittragen." Die Leitlinien zur Brustkrebsbehandlung stünden kurz vor der Vollendung, sagte Höffken, der an der Schiller-Universität Jena arbeitet. Patientenvertreter seien bei deren Entwicklung mit einbezogen worden.
"Die Patientenrechte in Deutschland gelten international als vorbildlich geregelt", meinte gleichwohl Hellriegel. Gerade in der Onkologie gelte es jedoch, Patienten aus ihrer Passivität herauszuholen. "Wir haben eher ein Umsetzungs- als ein Rechtsproblem", meinte dazu Stefan Edgeton, Mitarbeiter in der Verbraucherzentrale Bundesverband.
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