Samstag, 20. April 2024

/home/
Knochenzintigramm: Aufspüren von Metastasen

 

Neues Präparat bremst Knochenmetastasen

Die Lebenserwartung von Krebspatienten mit Metastasen in den Knochen läßt sich mit Hilfe eines neuen Medikaments verdoppeln. Bisher fanden Studien an Prostatakrebs erkrankten Patienten statt, doch es soll schon bald herausgefunden werden, ob das Mittel auch bei Brutskrebs-Patientinnen wirkt.

Mediziner der Universität Bonn haben zusammen mit amerikanischen Kollegen das neue Präparat entwickelt, mit dem sich bestimmte Krebserkrankungen wirksamer als bislang bekämpfen lassen. Die radioaktive Substanz reichert sich besonders in Tochtergeschwülsten in den Knochen an und zerstört sie teilweise. Bislang sind derartige Knochenmetastasen nicht heilbar. Bei wiederholter Anwendung des neuen Medikaments überleben bestimmte Patienten aber durchschnittlich knapp doppelt so lang wie bisher - und das fast ohne Nebenwirkungen.

Zur Bildung von Knochenmetastasen kommt es, wenn Zellen eines Tumors mit dem Blut in das Knochenmark geschwemmt werden. Dort können die Krebszellen unkontrolliert zu Tochtergeschwülsten heranwuchern und dabei auch die für die Stabilität wichtigen Knochenbälkchen zerstören. Um den Knochenschmerz zu lindern, setzen die Mediziner seit vielen Jahren so genannte "Radioisotope" ein. Das sind Substanzen, die radioaktiv strahlen und die sich im Bereich der Tumoren anreichern. Die Strahlung der bisher gebräuchlichen Präparate hat aber nicht genügend Energie, um die Tumoren zu bremsen oder gar zu zerstören; sie bewirkt lediglich eine Schmerzlinderung.

Mediziner des Oak Ridge National Laboratory in Tennessee (USA) und der Klinik für Nuklearmedizin an der Universität Bonn haben nun ein Radioisotop entwickelt, das deutlich energiereichere Strahlung aussendet. Dazu koppelten die Forscher radioaktives Rhenium-188 mit einem Diphosphonat. Das Präparat sondert Beta-Strahlung hoher Energie ab, die sich allerdings schon nach wenigen Millimetern so weit abschwächt, dass sie nahezu ungefährlich wird. Da aber wuchernde Knochenmetastasen auf die strahlenden Phosphorverbindungen wie ein Magnet wirken, sammeln sie sich in der Nähe der Krebszellen und können sie schädigen oder sogar zerstören. Zugleich sendet das Medikament energiearme Gammastrahlung hoher Reichweite aus. "Mit einer strahlenempfindlichen Kamera können wir so kontrollieren, ob das Diphosphonat tatsächlich an die Stellen kommt, wo es hin soll", erklärt der Nuklearmediziner Dr. Holger Palmedo.

Palmedo hat das Präparat in einer umfangreichen Studie an Patienten mit Prostatakrebs getestet. Insgesamt nahmen 64 Patienten an der Studie teil, bei denen die übliche Hormontherapie nicht mehr wirksam war. Die eine Patientengruppe bekam lediglich eine Injektion des neuen Medikaments; die Teilnehmer der anderen Gruppe erhielten es zweimal im Abstand von acht Wochen. Gerade in dieser zweiten Gruppe waren die Ergebnisse viel versprechend. Palmedo: "Bei 39 Prozent fiel die Menge des Tumormarkers PSA um mehr als die Hälfte ab - ein Effekt, der mindestens acht Wochen anhielt."

PSA ist ein Eiweißstoff, den die Tumorzellen produzieren. Je mehr Tumorgewebe sich neu bildet, desto höher ist der PSA-Spiegel im Blut. Ein niedriger PSA-Wert zeigt also, dass der Tumor langsamer wächst oder gar zurückgedrängt wird. "Nach einmaliger Injektion kam die Krankheit im Mittel für 2,3 Monate zum Stillstand, nach Mehrfachinjektion sogar sieben Monate. Gleichzeitig verlängerte sich die Überlebenszeit bei den mehrfach behandelten Patienten von sieben auf dreizehn Monate", fasst Palmedo die Ergebnisse zusammen. Zudem hat die Behandlung nur wenige Nebenwirkungen, "bei manchen Patienten wird das Blutbild etwas schlechter".

Eine Anschlussstudie soll nun klären, ob sich die positiven Resultate bei drei- oder vierfacher Anwendung des neuen Präparats noch verbessern. Und es soll auch herausgefunden werden, ob sich die Therapie auch bei anderen Tumoren, vor allem auch bei Brustkrebs, bewährt.

WANC 08.03
Quelle: Journal of Clinical Oncology" (August 2003 S. 2869-2875)


 Artikel versenden  
 Artikel drucken


 
© Wordart 2002-24
Impressum  |   Erklärung zu Links  |   Nutzungsbedingungen  |   Haftungsausschluss  |   Datenschutz  |   Rechte
powered by webEdition CMS