Donnerstag, 18. April 2024

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Screening-Programme: Diskussion über Sinn und Nutzen (Foto: Siemens)

 

Mammographie-Screening: Neue Ergebnisse liegen vor

Über den Sinn und Nutzen des Mammographie-Screenings wird nicht nur in Deutschland heftig diskutiert. Jetzt wurden neue Studien aus verschiedenen Ländern veröffentlicht.

Ist Mammographie-Screening sinnvoll? Hilft es tatsächlich, die Sterblichkeitsrate zu senken? Oder schadet es mehr als es nutzt? Werden durch zu frühe Befunde Frauen zu einer Behandlung gedrängt, die vielleicht unnötig ist? Und sorgen falsch negative oder falsch positive Befunde dafür, dass Frauen sich in einer trügerischen Sicherheit wiegen oder unbegründet wochenlang Angst ertragen müssen?

Viele Fragen - und die Antworten? Es gibt viele Befürworter, die das Mammographie-Screening für den derzeit besten Weg der Früherkennung halten. Und es gibt Kritiker, die den Nutzen für nicht bewiesen ansehen. Diese Meinung vertritt beispielsweise die renommierte Cochrane Collaboration, die sich unter anderem mit der kritischen Prüfung medizinischer Übersichtsarbeiten befaßt.

Jetzt wurde eine Anzahl neuer Studien veröffentlicht, die Mammographie-Screening-Programme in verschiedenen Ländern untersucht haben. So wurden von der Cancer Research UK in England Daten über das 1990 eingeführte Screening in England and Wales ausgewertet. Die Wissenschaftler hatten den fehlenden Zusammenhang zwischen der Mammographie-Vorsorge und den Auswirkungen auf die Sterblichkeitsrate bemängelt. Nach der neuen Analyse des Trends beziffern die Forscher die Reduzierung der Brustkrebs-Sterblichkeit auf 8 Prozent, die auf das Screening zurück zu führen sind.

Aus den Niederlanden kommt vom University Medical Centre, Nijmegen, eine Beurteilung des zwischen 1989 und 1997 allmählich eingeführten Screening-Programmes für Frauen im Alter von 50 bis 74 Jahre. Die Teilnahmequote liegt bei 80%, auf 1000 untersuchte Frauen ergaben sich 7,4 klinische Begutachtungen, 4,7 Biopsien und 3,6 entdeckte Karzinome. Nachdem die Sterblichkeitsquote jahrzehntelang unverändert geblieben war, hat sie sich seit 1997 verringert. Die Wissenschaftler ermitteln nun, in welchem Umfang die Faktoren Screening, frühere Diagnosestellung, weniger agressive Tumoren, Therapiefortschritte und veränderte Risikofaktoren zu dieser Entwicklung beigetragen haben.

Die in Schweden durchgeführte Vergleichsstudie "The Swedish Two-County Trial of mammographic screening" war wegen methodischer Unzulänglichkeiten in die Kritik geraten. Jetzt wurden die Daten noch einmal unter Einbeziehung der Kritikpunkte ausgewertet. Dabei bestätigte sich die Ansicht der Wissenschaftler, dass Mammographie-Screening die Sterblichkeit senkt. Die Reduzierung schwankte je nach Auswertungsmodus zwischen 13 und 27%.

Eine Auswertung der Daten des 1992 in Australien eingeführten Mammographie-Screening-Programmes zeigte einen Anstieg im Vorkommen von Brustkrebs und eine Abnahme der Sterblichkeit besonders in der Altersgruppe der 50 – 69-jährigen. Inwieweit die Abnahme der Sterblichkeit auf das Mammographie-Screening zurück zu führen ist, wird noch ermittelt.

Die EUSOMA, European Society of Mastology - eine Fachgesellschaft, die sich für die Verbesserung von Diagnose und Therapie des Brustkrebses einsetzt, hat 6 Studien zum Thema untersucht. Die Verminderung der Sterblichkeitsrate lag bei allen Studien zusammen bei 22%. Die EUSOMA weist darauf hin, dass der Effekt bei Frauen im Alter von über 50 Jahren deutlich ist, weniger deutlich aber bei Frauen unter 50 Jahren.

Vertrauen in das Mammographie-Screening hat das Europäische Parlament. Das forderte im Juni 2003 mit einer großen Mehrheit alle Mitgliedsstaaten auf, Screening-Programme und Brustzentren einzuführen. Wie gut das Mammographie-Screening aber tatsächlich ist, wird von der Güte der Mammographie, der Qualität der Ärzte und der Zusammenarbeit des medizinischen Teams in einem Zentrum abhängen

WANC 08.03
Quelle: Annals of Oncology: Volume 14, No.8 August 2003


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