Risiko eines Rezidivs verringern
 
Nach fünfjähriger Beobachtungszeit liegen Daten für eine Behandlungsalternative für Frauen mit hormonell bedingtem Brustkrebs vor. Die Studien bestätigen die Wirksamkeit dieser Therapie, obwohl Gelenksymptome und Knochenfrakturen häufiger auftreten.

"Die grösste Angst von Frauen, die mit Brustkrebs im Frühstadium diagnostiziert und behandelt wurden, ist, dass der Krebs wiederauftritt," weiß Professor Lesley Fallowfield, Universität von Sussex, Brighton. Fachleute stimmen darin überein, dass die ersten fünf Jahre nach der ersten Operation die kritische Zeit sind, in der das Risiko für eine Rückkehr des Tumors am grössten ist. "Es ist entscheidend, dass den Frauen zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach der Diagnose die besten Behandlungsmöglichkeiten offen stehen, damit das Risiko eines Rezidivs so gering wie möglich ist", hob deshalb Professor John Forbes vom Newcastle Mater Misericordiae Hospital in Australien hervor. 

9.366 Patientinnen in 21 Ländern nahmen an der ATAC-Studie teil. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Einnahme von Anastrozol über einen Zeitraum von fünf Jahren nach der Operation das Risiko, dass der Krebs in der gegenüberliegenden Brust oder in anderen Organen wiederauftritt, über die mit Tamoxifen erreichbare Reduktion von 50 % um weitere 26 % verringert.

Ein weiterer Vorteil gegenüber Tamoxifen soll sein, dass weniger leichte und schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten. Dabei handelt es sich um Blutgerinnsel, Schlaganfälle, Krebs der Gebärmutterschleimhaut, Hitzewallungen sowie Vaginalblutungen und -ausfluss.

Die Mediziner mussten jedoch einräumen, dass Gelenksymptome und Knochenfrakturen unter Anastrozol häufiger auftreten als bei Tamoxifen. Dieses sind jedoch Symptome, die früh genug erkennbar und auch gut behandelbar sind, betonte Ernst Kubista von der Abteilung für Spezielle Gynäkologie am Allgemeinen Krankenhaus Wien.

Bei einer weiteren Studie in Österreich, der ABCSG-Studie 8, unter der Leitung von Raimund Jakesz und Michael F.X. Gnant wurden den Patientinnen zwei Jahre lang das Antiöstrogen Tamoxifen verabreicht, danach erhielt die Hälfte der Frauen drei Jahre lang das gleiche Medikament, während die andere Hälfte mit dem Aromatasehemmer Anastrozol weiterbehandelt wurde. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Behandlungsmethode "Tamoxifen gefolgt von Anostrozol" das Risiko für die betroffenen Frauen, neuerlich Brustkrebs zu bekommen, deutlich reduzierte. Die Häufigkeit von Lokalrezidiven und Fernmetastasen war im Vergleich mit der Standardtherapie um 40 Prozent vermindert.

Die amerikanische Gesellschaft für klinische Onkologie (ASCO) - die weltweit führende Fachgesellschaft für Krebserkrankungen - hat inzwischen eine neue Empfehlung für die Behandlung von Brustkrebs ausgesprochen. Frauen nach den Wechseljahren mit frühem, hormonabhängigen Brustkrebs sollten nach der Operation unterstützend (adjuvant) einen Aromatasehemmer erhalten.

Dieser Entscheidung stehen manche Fachleute kritisch gegenüber. So berichtet das Deutsche Ärzteblatt, das die aktuelle Interdisziplinäre Leitlinie (Version Juni 2004) der Deutschen Krebsgesellschaft und der beteiligten medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften den Einsatz der Aromatasehemmer bei Kontraindikationen gegen Tamoxifen für gerechtfertigt hält (Empfehlungsgrad A). Eine sequenzielle Gabe nach zwei- bis fünfjähriger Tamoxifenbehandlung könne einen günstigen Effekt auf das krankheitsfreie Überleben haben (Empfehlungsgrad B), heißt es.

Und außerdem schreibt das Deutsche Ärztelbatt: "Die überaus herstellerfreundliche Haltung der US-Onkologen hat in den USA die Frage nach der Unabhängigkeit der Experten provoziert. Viele Autoren der Leitlinien offenbarten im Anhang in dem Dokument ihre finanziellen Interessenskonflikte, wie dies mittlerweile der herrschenden Publikationsnorm entspricht. Einige Autoren waren als Berater tätig, haben Honorare oder Forschungsgelder erhalten und/oder wurden für Gutachten entlohnt."

WANC 12.04





Quelle:
http://www.brustkrebs-web.de/index.php/12_04_anastrozol.php
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