Früherkennung: Screening nicht nur für Frauen mittleren Alters sinnvoll
 
Für Brustkrebspatientinnen jeden Alters gilt: je kleiner der Tumor bei der Diagnose, desto größer die Heilungschancen. Deshalb sollten Frauen vor dem 50. und nach dem 69. Lebensjahr nicht von der Reihenuntersuchung ausgeschlossen bleiben.

Etwa 20 Prozent der Brusttumoren bei Frauen treten vor dem 50. Lebensjahr auf, etwa 30 Prozent jenseits der 69. Bislang war vor allem für Frauen in der Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren belegt, dass Röntgenreihenuntersuchungen die Zahl der tödlichen Brustkrebserkranungen verringert - für Frauen zwischen 40 und 49 dagegen nicht. Neuere Studien zeigen jedoch ebenfalls eine Mortalitätsreduktion für Betroffene dieser Altergruppe: Mammographiescreening kann hier die Sterberate um bis zu 23 Prozent senken. Denn für Brustkrebspatientinnen jeden Alters gilt: je kleiner der Tumor bei der Diagnose, desto größer die Heilungschancen.

Mammographie-Screening beinhaltet regelmäßige Röntgenuntersuchungen bei Frauen einer bestimmten Altersgruppe. Anhand von Einwohnermeldedaten werden diese Frauen zur Untersuchung eingeladen. Doch ein Screening-Programm muss wesentliche Qualitätssicherungsstrukturen gewährleisten. Diese sollten Doppelbefundung beziehungsweise Drittbefundung der Aufnahmen, einheitliche Dokumentation, einheitliche Evaluation und technisch-apparative Qualitätssicherung umfassen. "Zwingend ist zudem, dass wir umfassende Krebsregister aufbauen und diese Daten mit den Screeningdaten zusammenführen", betont Professor Dr. med. Ingrid Schreer, Stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Senologie.

Kritisch sei es außerdem, Frauen unter 50 beziehungsweise über 69 Jahren vom Screening auszuschließen, moniert Schreer. Im Alter von 40 Jahren erkranken durchschnittlich 79 von 100.000 Frauen an Brustkrebs. In der Altersgruppe zwischen 48 und 54 Jahren sind es 152, mit 64 Jahren 221. Das Alter ist Hauptrisikofaktor für eine Erkrankung. Je älter eine Frau ist, desto geringer ist allerdings auch die Lebenserwartung nach einer Brustkrebserkrankung. "Eine gesunde ältere Frau hat jedoch heute eine mittlere Lebenserwartung von 85 Jahren. Das heißt: Auch eine 70Jährige kann von einer Früherkennungsstrategie profitieren", erörtert die Radiologin.

Auch der Screening-Intervall spielt eine entscheidende Rolle für die Wirksamkeit eines Screenings: Eine Verkürzung des Abstands der Untersuchungen vermag vor allem in der Altersgruppe der 40 bis 49-Jährigen die Rate der entdeckten Tumoren zu erhöhen. Rechenmodelle zeigen, dass ein dreijähriges Screeningintervall bei diesen Frauen die Sterberate um vier Prozent verringert. Ein jährliches Screening hingegen führt zu einer Reduktion von 36 Prozent.

Die Sensitivität einer Mammographie wird maßgeblich durch die Art des Brustgewebes der Frau beeinflusst. Schnell wachsende, aggressive Tumoren sind in vielen Fällen dafür verantwortlich, dass die Mammographie versagt: Das Brustgewebe vor allem junger Frauen ist mitunter zu dicht, als dass es die Röntgenstrahlen diagnostisch zuverlässig durchdringen könnten. Die Treffsicherheit der Mammographie ist dadurch eingeschränkt. In diesem Fall ergänzt eine Ultraschalluntersuchung die Früherkennung. "Wenig sinnvoll ist der ausschließliche Einsatz der Mammographie, denn sie ist nur ein Glied in der Früherkennungskette", betont Schreer. Nur wenn alle diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen qualitätsgesichert greifen können, ist auch der optimale Nutzen des Screenings voll ausschöpfbar.

Studien haben ergeben, dass das Verhältnis von Erkrankungsrisiko und gesundheitlichem Schaden durch die Mammographie über die Zeit gesehen günstiger wird: Je länger sich eine Frau an einem Screening-Programm beteiligt, desto stärker kann sie davon profitieren. Die Risiken an Brustkrebs zu erkranken oder gar daran zu sterben sind Größen, die sich mit dem Alter der Frau erhöhen. Das Erkrankungsrisiko steigt am stärksten in der Phase vor den Wechseljahren.

Aufgabe eines Screenings ist die Suche nach Auffälligkeiten, nicht die abschließende Diagnose. Grundvoraussetzung aller Mammographie-Screeningprogramme ist, dass Frauen umfassend und fundiert über deren Vor- und Nachteile informiert sind. Dies versetzt sie in die Lage, sich bewusst für oder gegen eine Teilnahme am Programm zu entscheiden. Das derzeit praktizierte Einladungsverfahren, gehe außerdem am Recht der Frau auf Selbstbestimmung vorbei, so Professor Schreer. Mammographie-Screening ist klar als Fortschritt anzusehen - unter bestimmten, unumgänglichen Voraussetzungen.

WANC 11.04





Quelle:
http://www.brustkrebs-web.de/index.php/11_04_screening.php
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