Freitag, 29. März 2024

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"In den Bereichen der PONV-Kontrolle, Schmerzlinderung und allgemeinem Wohlbefinden scheint Akupunktur der effektivere Ansatz im Vergleich mit den gewöhnlich verabreichten Medikamenten zu sein." (Foto: DAK/Wigger)

 

Akupunktur: Lindert Übelkeit und Schmerzen nach Brustoperation

Akupunktur kann die Übelkeit nach Brustoperation vermindern. Die Schmerzlinderung war effektiver als durch das sonst verabreichte Standard-Medikament und die Frauen zufriederer mit ihrer Genesung nach der Operation.

Forscher am Duke University Medical Center haben nachgewiesen, dass Akupunktur nach einer größeren Brustoperation bei der Bekämpfung von Übelkeit und Erbrechen effektiver ist als gängige Medikation. Außerdem haben die Forscher herausgefunden, dass Patienten, die sich der 5.000 Jahre alten traditionellen chinesischen Praxis unterzogen, von verminderten postoperativen Schmerzen und erhöhter Zufriedenheit über die postoperative Genesung berichteten.

Die Behandlung von postoperativer Übelkeit und Erbrechen (PONV) ist ein wichtiges medizinisches Anliegen. Etwa 70 Prozent der Frauen, die sich einer größeren Brust-OP unterziehen, die eine Vollnarkose erfordert, leiden an einer solchen Komplikation, erklärt Anästhesist und Versuchsleiter Tong Joo Gan von der Duke Universität. Diese unangenehmen Nebenwirkungen sind wichtige Faktoren bei der Bestimmung, wann die Patienten nach dem Eingriff wieder nach Hause dürfen.

"Die Patienten in unserem Versuch, die akupunktiert wurden, hatten eine angenehmere Genesungsphase als jene, die Standard-Medikamente erhielten", so Gan. "In den Bereichen der PONV-Kontrolle, Schmerzlinderung und allgemeinem Wohlbefinden scheint Akupunktur der effektivere Ansatz im Vergleich mit den gewöhnlich verabreichten Medikamenten zu sein." Noch dazu habe sie wenige bis keine Nebenwirkungen.

Gan verwendete für den Versuch ein Elektroakupunkturgerät, bei dem eine Elektrode bei dem betreffenden Punkt angebracht wird. In diesem Fall am Punkt P6, der sich unter dem Handgelenk befindet. Statt die Haut mit einer langen Nadel zu durchstechen, liefert das Elektroakupunkturgerät einen kleinen elektrischen Impuls durch die Haut. "Elektroakupunktur verbessert die Effekte der traditionellen Akupunktur", erläutert Gan. Außerdem sei sie im geschäftigen und komplizierten Ablauf eines OP-Saals angenehmer anzuwenden.

An dem Versuch nahmen 75 Frauen teil, die sich einem größeren Eingriff an der Brust (Brustvergrößerung, Brustverkleinerung, Mastektomie) unterzogen, der eine Vollnarkose erfordert. Sie wurden in drei Gruppen unterteilt: eine erhielt Akupunktur, eine ein Standard-Medikament und eine Gruppe ein Placebo. Die Eingriffe dauerten zwischen zwei und vier Stunden und das Vorkommen von PONV und Schmerzen wurde in 30-minütigen Intervallen in den ersten zwei Stunden nach dem Eingriff und noch einmal nach 24 Stunden beobachtet.

Zwei Stunden nach der OP erlebten 77 Prozent der Akupunktur-Patienten weder eine PONV, noch baten sie um ein antiemetisches Medikament gegen die Übelkeit, im Vergleich zu 64 Prozent, die das Standard-Medikament erhielten, und 42 Prozent, die das Placebo bekamen. Nach 24 Stunden lagen die Raten bei 73 Prozent, 52 Prozent und 38 Prozent. "Bei der Vorbeugung von PONV waren Elektroakupunktur und Ondansetron effektiver als das Placebo und wiesen eine größere Patientenzufriedenheit auf, aber die Elektroakupunktur scheint im Vergleich zu Ondansetron noch effektiver beim Verhindern von Übelkeit zu sein", so Gan.

Die Elektroakupunktur wurde auf dem Punkt P6 entlang dem Perikardmeridian angewandt, der sich fünf Zentimeter unter der Handfläche zwischen den zwei Sehnen, die Unterarm mit Handgelenk verbinden, befindet. In der chinesischen Heilpraxis gibt es etwa 360 spezifische Punkte entlang 14 verschiedener Linien, so genannten Meridianen, die unterhalb der Haut über den ganzen Körper verlaufen.

Obwohl nicht bekannt ist, warum oder wie Akupunktur wirkt, berufen sich aktuelle Studien auf die Fähigkeit, die Freisetzung von Hormonen oder aber von körpereigenen Schmerzkillern, den Endorphinen, zu stimulieren. Laut Gan ist es interessant, dass eine niedrig-frequente Modulation einen Typ von Endorphin freisetzt, das mit langsamerer Entstehung aber längerer Dauer zu Schmerzfreiheit führt. Höhere Frequenzen wirken schneller, aber nicht so lange.

WANC 22.10.04/pte


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