Dienstag, 23. April 2024

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Dauerbehandlung mit Hormonen in den Wechseljahren: "Heute nicht mehr vertretbar"

 

Hormonersatztherapie in den Wechseljahren erhöht Risiko

Durch eine Hormonersatztherapie (HRT) in den Wechseljahren steigt das Risiko für Brustkrebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb empfehlen Ärzte inzwischen eine solche Behandlung nur noch für diejeinigen Frauen, die gravierende Wechseljahrbeschwerden wie Hitzewallungen und Schlafstörungen haben.

Bislang verordneten Gynäkologen die HRT auch um kardiovaskuläre Erkrankungen und Osteoporose vorzubeugen. Neue Studien aus den USA und Großbritannien haben die Risiken dieser Behandlung aufgezeigt. "Eine Dauerbehandlung mit Hormonen bei allen Frauen in den Wechseljahren ist heute nicht mehr vertretbar", betont der Biochemiker Professor Dr. Wolfgang E. Merz von der Universität Heidelberg. 

Bis vor kurzem hörte sich das noch anders an. Viele Ärzte beruhigten die Patientinnen und erklärten das Risiko für die Entstehung eine Brusttumors als Folge der Hormonersatztherapie als relativ gering und unwahrscheinlich. Und Merz, auch Sprecher der Sektion Reproduktionsbiologie und -medizin der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) schränkt denn heute auch ein: "Eine Hormonersatztherapie ist nur bei Beschwerden mit deutlichem Leidensdruck angezeigt." Vor Beginn der Behandlung müsse die Patientin über Nutzen und Risiken der Therapie aufgeklärt werden. Die Östrogendosis solle möglichst niedrig gewählt werden.

Verschiedene medizinische Fachgesellschaften empfehlen, eine Hormonersatztherapie so kurz wie möglich anzuwenden und jährlich zu überprüfen, ob die Therapie aus medizinischen Gründen noch fortgesetzt werden muss. Auch alternative Behandlungsmöglichkeiten wie pflanzliche Präparate sollten in Erwägung gezogen werden. Dies gilt vor allem für Frauen, die bereits an Brustkrebs erkrankt sind und unter Wechseljahrbeschwerden leiden.

Dass eine Hormonersatztherapie das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöht, kam überraschend: Bis vor wenigen Jahren gingen Ärzte davon aus, mit Hormonen die Häufigkeit von koronarer Herzkrankheit und Herzinfarkt senken zu können. In der Women's Health Initiative (WHI), einer US-amerikanischen Untersuchung an insgesamt 161.809 Patientinnen, beobachteten Wissenschaftler die Gesundheit von hormonbehandelten und nicht mir Hormonen behandelten Frauen über mehr als fünf Jahre. Die Studie sollte ursprünglich bis 2005 andauern. Im Jahre 2002 mussten die Wissenschaftler sie abbrechen: Bei Zwischenauswertungen hatte sich gezeigt, dass in Gruppe der hormonbehandelten Frauen das Risiko für koronare Herzkrankheit, Schlaganfall und Thrombosen deutlich gestiegen war. Hinzu kam, dass diese Frauen häufiger an Brustkrebs erkrankt waren als die übrigen.

Die Ergebnisse der Studien verunsicherten Ärzte und Patientinnen. Das sollte inzwischen der Vergangenheit angehören. So verlautet der Krebsinformationsdienst eindeutig: "Experten wie Arzneimittelbehörden raten daher dazu, die Hormonersatztherapie nur zur Behandlung einzusetzen, wenn sich Wechseljahresbeschwerden sehr stark zeigen und anders nicht lindern lassen."

WANC 03.04


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